Quelle: DIGITALFERNSEHEN.deEinige Sportevents dürfte der Streaminganbieter gar nicht übertragen. Deshalb bietet er einen fast geheimen zweiten Service an und narrt damit die Rechteanbieter.
Die Sportrechte-Anbieter haben genaue Vorstellungen, wie ihr Content empfangen werden soll. Reinen Streamingdiensten traut man aktuell nur eingeschränkt zu die Zuschauermassen zu erreichen. Bei der Rechtevergabe der aktuellen Fußball-Bundesliga-Spiele verpflichtete die DFL beispielsweise die Anbieter, mindestens drei Übertragungswege abzudecken. Diese wurden definiert als Web(-Streaming), Mobile(-Streaming), Satellit, Kabel, IPTV (z. B. T-Entertain) bzw. DVB-T2. Eurosport konnte mit seinem Player lediglich die Bereiche Web und Mobile abdecken, die Verhandlungen mit Sky für Satellit und Kabel platzten bekanntlich. Um nicht vertragsbrüchig zu werden brauchte Eurosport einen weiteren Verbreitungsweg, es kam deshalb wenige Stunden vor dem ersten Freitagsspiel zu der Vereinbarung mit HD+ und der Aufschaltung auf Astra.
Ähnliche Zwänge hat auch der Streaminganbieter DAZN, insbesondere bei den Übertragungen der englischen Liga. Reines Streaming ist einigen Rechteanbietern zu wenig. Nur aus diesem Grund bietet DAZN parallel zu seinem Streamingangebot auch noch einen linearen Pay-TV-Kanal mit Fußballspielen an, der aktuell aber nur im Kabelnetz von Wilhelm.tel in Norderstedt bei Hamburg empfangen werden kann. Um die 200.000 Haushalte gibt es dort als maximale technische Reichweite. DAZN kostet dort 9,90 Euro pro Monat und ist wie alle Pay-TV-Pakete von Wilhelm.tel monatlich kündbar. Als Verschlüsselungssystem wird Conax mit Einblendung von Wasserzeichen eingesetzt. Die SmartCard wird fest mit dem Kabelreceiver verheiratet (Pairing). Ein Empfang mit CI+ Modul ist ausgeschlossen.
Wobei das „Empfangen werden kann“ in der Praxis eher nicht stattfindet. Bei DAZN findet man keinerlei Hinweise auf das Kabel-Angebot, auch Wilhelm.tel verschweigt das mögliche Angebot in seiner Programmübersicht. DIGITAL FERNSEHEN machte den Kabelnetzbetreiber bereits letztes Jahr darauf aufmerksam. „Dies ist ein Fehler unsererseits, danke für den Hinweis“, so deren Unternehmenssprecher gegenüber DIGITAL FERNSEHEN. Der Sender wird jedoch bis heute weiter geheim gehalten. Die Englische Liga hätte sich das sicherlich anders vorgestellt.
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Quelle:dwdl.deSeit fast zwei Jahren ist DAZN auf dem deutschen Markt aktiv. Wie viele Kunden der von der Perform Group betriebene Sport-Streamingdienst seither erreicht, ist zwar nicht bekannt, doch durch den Erwerb von Übertragungsrechten an der Champions League und Europa League dürfte die Plattform spätestens im Sommer zusätzliche Aufmerksamkeit erhalten. Was jedoch nur die wenigsten wissen: DAZN lässt sich nicht nur als Streamingdienst abonnieren.
Tatsächlich existiert von Beginn an ein linearer Pay-TV-Kanal, der jedoch ausschließlich im Netz des kleinen Kabelnetzbetreibers wilhelm.tel verfügbar ist. Dieser wird von den Stadtwerken Norderstedt betrieben und erreicht somit nur eine überschaubare Anzahl von Haushalten. Gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de bestätigte ein DAZN-Sprecher die Existenz des linearen Angebots, über das zuerst die Kollegen von "Digitalfernsehen" berichtet haben.
Aktiv beworben wird der Sender jedoch nicht. Und doch hat DAZN einen guten Grund für die Verbreitung: "Diesen Kanal bespielen wir, weil lineare TV-Ausstrahlung eine Verpflichtung einiger unserer Lizenz-Vereinbarungen ist", erklärt DAZN. So sieht die Ausschreibung der englischen Premier League wohl vor, dass deren Fußballspiele auch im klassischen Fernsehen gezeigt werden müssen. Dieser Verpflichtung kommt DAZN über die Verbreitung bei wilhelm.tel nach, auch wenn das Angebot dort vermutlich kaum Zuschauer erreicht.
Einspeisungen in weitere Kabelnetze sind darüber hinaus auch nicht geplant, stellte der DAZN-Sprecher auf DWDL.de-Nachfrage klar. "Unser Fokus liegt seit dem Start von DAZN ganz deutlich auf unseren internetbasierten OTT-Übertragungen auf DAZN", heißt es von DAZN. Bei der Premier League dürfte man mit der Regelung gut leben können, wird man doch wissen, dass DAZN auf Streaming setzt und nicht auf klassisches Fernsehen.
Ganz ähnlich verhält es sich übrigens auch im Falle der Bundesliga bei Eurosport. Weil die Ausschreibung neben Web und Mobile einen dritten Übertragungsweg vorsah, verständigte sich der Sender nach den geplatzten Verhandlungen mit Sky schließlich mit HD+ auf eine Verbreitung über Satellit.
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